Da waren’s nur noch Zwei

Leider wird Ajowi, unser kenianischer Kollege, uns in zwei Wochen verlassen.

Mit der neuen Verfassung hat auch der Prozess der „Devolution“ – der Stärkung der Provinzen begonnen. Wie so häufig bei guten Ideen, steckt der Teufel im Detail…
Mit der „Devolution“ haben jetzt die Reginalregierungen auch die Verantwortung für den medizinischen Dienst in den Counties bekommen.
In den Zeitungen stehen immer wieder großtrabende Reden, dass ja jetzt jedes County selber die Löhne für die Ärzte festsetzen könne und daher die bisher von Ärztemangel betroffenen Regionen sich „einfach“ mehr Ärzte einkaufen können.

In der Realität scheint eher das Gegenteil einzutreten:
So ziemlich alle Counties sind so damit beschäftigt neue, gut bezahlte Posten und Pöstchen zu schaffen, dass für so prosaische Dinge wie die Bezahlung der Ärzte kein Geld bleibt.
Höhere Löhne als bisher von der Zentralregierung zahlt aktuell keine der Provinzregierungen, vielmehr haben die Verzögerungen bei der Bezahlung zugenommen und auch die Lohnkürzungen ohne Angabe von Gründen.

Dazu kommt, dass das bisherige von der Zentralregierung leidlich am Leben gehaltene System der Facharztausbildung ebenfalls zu kollabieren scheint:Die Facharztausbildung muß in Kenia, ähnlich dem britischen System, eigens bezahlt werden. In Deutschland findet sie während der Assistenzarztzeit „kostenlos“ statt.
Bisher hatte die Zentralregierung jedem Arzt, der zwei Jahre im öffentlichen Gesundheitswesen in der Basisversorgung arbeitet die Möglichkeit auf eine kostenlose oder zumindest stark subventionierte Weiterbildung ermöglicht. Auch hier gab es große Probleme, aber es gab zumindest einen Anreiz, der für viele junge Kollegen ausreichte, um zwei Jahre für die Regierung zu arbeiten.

Mit der Devolution scheint nun aber auch dieses Anreizsystem zu kollabieren. Weiterbildung ist nur an einigen wenigen, großen Kliniken möglich und nicht jedes County besitzt ein Lehrkrankenhaus.

Das Ergebnis ist, dass immer mehr Ärzte dem öffentlichen Sektor den Rücken kehren und in Privatkliniken anfangen.So leider auch unser Kollege. Wobei man fairerweise sagen muß, daß er im August Vater wird und seine Frau und seine Familie in Kisumu leben – wo es eben auch viele Privatkliniken gibt.

Mal sehen, wie lange wir hier die einzigen Ärzte bleiben…

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