Neuigkeiten aus dem Kreißsaal…
Rechnung bitte!
Das schwerste Baby Kenias 2014
Seit seiner Geburt habe ich Robin mindestens monatlich gesehen. Zur Erinnerung: Er kam im Februar mit 7 kg auf die Welt und schaffte es als schwerstes Baby in Kenia in die nationalen Nachrichten! Ihm geht es prächtig und nach wie vor ist er ein Wonneproppen! Mit 3,5 Monaten wiegt er 10,5 kg und ist der Stolz seiner Mama, der es auch wieder sehr gut geht.
PDA im Kreißsaal
Das mußte gleich ausgenutzt werden, daß es sowohl Material, als auch Spezialisten in Nangina gab: In der Woche, als uns das Team vom Niels-Steensen-Verbund besuchte. Die erste PDA konnte in Anwesenheit interessierten Personals gelegt werden!
Das "Nangina Baby" macht Schlagzeilen
Gestern waren über den Tag verteilt zwei Kamerateams im Krankenhaus um über das große Baby zu berichten. Als wir dann aber Martina in den landesweit ausgestrahlten Abendnachrichten gesehen haben, waren wir doch überrascht... Citizen TV auf youtube und KTN auf youtube
Seven-kilo baby born in Busia
Vorgestern kam eine Mutter mit schwerer Schwangerschaftsvergiftung als Notfall aus einem benachbarten Krankenhaus. Beim Kaiserschnitt stellte sich dann heraus, dass das Kind auch noch 7 kg wog- die Mutter hatte einen unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes. Mutter und Kind haben alles bisher gut überstanden. Weil so große Babys eher ungewöhnlich sind, wurde gestern die Zeitung informiert. Und das wurde geschrieben: www.the-star.co.ke/news/article-155027/seven-kilo-baby-born-busia www.news24.co.ke/MyNews24/Woman-delivers-a-7kg-baby-in-Busia-20140213
Findelbaby
Vor zwei Wochen wurde bei uns ein kleines Findelbaby abgegeben. Es war im Gebüsch gegenüber Fridas Schule gefunden und bei der Polizei in Funyula abgegeben worden. Es wurde auf 2-4 Wochen alt geschätzt. Das kleine, fitte Mädel mit wachen Augen bekam ein Bettchen im Stationszimmer und sollte am nächsten Tag von den Behörden abgeholt werden. Doch wie es sich herausstellte, sollte sie doch noch eine Weile bei uns bleiben. Sie war gesund, fidel und meldete sich pünktlich alle drei Stunden zum Essen. Eine der Schwestern gab ihr den Namen „Queen“ und sie wurde gerne gefüttert, im Arm gehalten, gebadet. Der Nachtdienst war über dieses Baby verständlicherweise weniger erfreut. Queen wurde dann gestern abgeholt und kommt zunächst in ein Kinderheim.
Entbindung
Die Überwachungsmöglichkeiten peripartal sind ein „Fetoscope“ - ein Pinar Stethoskop – mit welchem alle 30 Minuten nach dem fetalen Herz gehört wird, und ein altes, mit Quecksilber funktionierendes Blutdruckmessgerät für die Mutter. Da ich eher maschinell ausgebildet bin, verwende ich als Einzige gerne den Doppler :). Alle Frauen liegen übrigens auf dem Rücken um zu gebären! Andere Geburtshaltungen sind partout nicht erwünscht. Als bei einer 5.Gravida der zweite Zwilling in Beckenendlage drohte zu kommen, empfahl ich – nach Prof. Louwen – den Vierfüßlerstand. Die Hebamme wollte das aber nicht, weil sie mit dieser Entbindungsposition nicht vertraut war (nachher stellte sich heraus, das sie eine Beckenendlagenentbindung vorher noch nie gemacht hatte!). Aber gut, eine alte Entwicklungshelferregel lautet: schau Dir die Dinge erstmal für ein halbes Jahr an, bevor Du sie veränderst! Also, sehe und staune ich nicht schlecht. Weiterhin lassen die Hebammen den Patientinnen viel Zeit, so viel Zeit, daß ich bisher keine Entbindung ohne klaren Fruchtwasser gesehen habe. Aber eine erfahrene Hebamme erklärte es mir so: wenn sie „altes Mekonium“ im Fruchtwasser sieht, ist sie weniger besorgt, als bei „frischem Mekonium“. Nabelschnur pH-Messung gibt es hier nicht. Des weiteren ist hier Standard, daß nach der Entbindung des Kindes die Frauen 10 I.E. Oxytocin in den Oberschenkel i.m. verabreicht bekommen. Die Plazenta wird nicht genauer untersucht, sie wird sofort entsorgt. Das hatte schon die Konsequenz, daß mein kenianischer Kollege bei drei Frauen am Tag nach der Entbindung manuell, mit Tupfer und ohne Narkose „Nachsorge“ machen musste. Dammriße oder andere einsehbare Geburtsverletzungen werden von den Hebammen genäht und es muß daraufhin ein Antibiotikum verabreicht werden. Außerdem werden den Frauen Sitzbäder mit Salz dreimal täglich im Wochenbett empfohlen. Lokalanästhesie finden viele überflüssig. Hatte ich schon erwähnt, daß es weder PDAs noch Partusisten gibt? Peripartal ist die analgetische Versorgung gleich null. Ich habe nun ein paar Mal zumindest Buscopan angeordnet...
Aufnahme auf dem Maternity Ward
Viele Frauen, die im NHFH entbinden, sind meist jung und Pluri- bzw. Multiparae und kommen in den meisten Fällen schon unter der Geburt mit fortgeschrittenem Muttermundsbefund. Die meisten besitzen auch einen Mutterpass. Bei Aufnahme wird ganz ohne Ultraschall per Leopold 1-4 die Kindslage, - stellung und -einstellung untersucht. Fetale Herztöne werden mittels Pinard-Stethoskop erhoben. „Hands-on“ wie es im Buche steht. Im Notfall gibt es ein Ultraschallgerät, wo man mal die Einstellung, Plazentasitz, oder Herzaktion überprüfen kann. Je nach Befund wird wird die Patientin entweder spazieren geschickt, oder direkt in den Kreisssaal geschickt. Vorgestern wurde ich zu einer "elderly primigravida" gerufen - sie war 29 Jahre alt.
Die WHO empfiehlt in Ländern wie Kenia vier Besuche zur Schwangerenvorsorge in einem Health Center. In einigen Health Centern hat man auch die Möglichkeit zu entbinden. Wenn es jedoch zu Problemen wie Geburtstillstand kommt, werden die Patientinnen dann an uns weiter überwiesen. Im Schnitt gab es bisher ca. 4 spontane Entbindungen in 24 Stunden. Sectios sind relativ selten (eine pro Woche) und wenn, dann meistens im Sinne einer eiligen Sectio („eilig“ ist hier ein relativer und sehr dehnbarer Begriff!). Eine Frühchenstation gibt es bei uns nicht, es stehen drei kaputte und sehr antiquarische Inkubatoren im ehemaligen Kinderzimme (auch hier wird „rooming-in“ unterstützt). Das nächste „District Hospital“ mit einer neonatalen Station liegt 30-45 Minuten entfernt, in Busia, der Grenzstadt zu Uganda.
Maternity Ward
Auf der geburtshilflichen Station gibt es ca. 20 Betten. Meistens sind allerdings nur 6-7 davon mit Patientinnen belegt. De facto sind aber mehr Betten belegt, weil manche Patientinnen die entlassen worden sind noch bleiben, bis sie die Krankenhausrechnung bezahlen können. Seit einer Woche streiken jedoch alle staatlich finanzierten Krankenhäuser (das heißt, daß dort ALLE Patienten entlassen worden sind und die Stationen komplett geschlossen sind) und unsere Station ist zum Bersten voll. Die Visite gestaltet sich in der Hinsicht noch schwierig, daß es an der Kommunikation hapert. Ein bisschen Geplänkel auf Kiswahili klappt zwar schon, aber wenn es in Richtung Wochenbettgespräch geht, brauche ich immer eine Schwester oder einen Pfleger zum Übersetzen.
Jede zweite schwangere Patientin hat bei Aufnahme Malaria. Die Therapie derselbigen sieht eine intravenöse Medikamentenverabreichung in 24 Std vor. Dann geht’s mit Tabletten über 3 Tage weiter. Wir wohnen in einem Hoch- Risikogebiet für Malaria und die Schwangeren erhalten im Rahmen ihrer Schwangerenvorsorge drei Mal Malariaprophylaxe und sogar ein Moskitonetz gratis, wenn sie noch keines besitzen. Daneben gibt es auch hier Harnwegs- oder Sexuell übertragene Infektionen, fraglicher Geburtsbeginn oder Blutungen in der Schwangerschaft. Die Zahl der HIV-positiven Patientinnen ist sehr hoch.