Das Krankenhaus

Das „Holy Family Mission Hospital“ ist der eigentliche Grund, warum wir hier sind und bisher haben wir wenig über unsere Arbeit geschrieben. Das soll sich nun ändern.


Abschiedsfest und Tombola

Auch vom Krankenhaus und besonders den Menschen im Krankenhaus hieß es für uns Abschied nehmen. Da wir in den letzten Jahren ja häufig erlebt haben, daß offizielle Anlässe in Kenia gerne mit vielen, langen Reden begangen werden, wollten wir unseren Abschied etwas anders gestalten: In zweienhalb Jahren sammelt sich erstaunlich viel Hausrat an, den man in Deutschland eher selten nutzt: Solarlampen, Wasserfilter, 10 l Kochtöpfe, etliche Waschschüsseln und Wassereimer... So entstand die Idee, zu unserem Abschied eine Tombola für die Mitarbeiter zu veranstalten, bei der jeder Mitarbeiter des Krankenhauses etwas von uns geschenkt bekommen sollte. Es hat eine Weile gedauert, aber schlußendlich hatten wir tatsächlich über 100 "Preise" zusammen - für jeden Kollegen einen.

Im Ergebnis war die Dining Hall so voll, wie noch bei keinem Treffen zuvor. Neben den obligatorischen Reden der Würdenträger haben auch viele der Schwestern und Pfleger sich in ihren Reden persönlich verabschiedet und unsere Zeit in Nangina Revue passieren lassen. So wurde unsere Verabschiedung sehr persönlich und die Tombola am Ende war ein willkommener Kontrastpunkt, um den Tag mit Freude und Gelächter ausklingen zu lassen. Für uns war es sehr schön, die noch in Nangina verbliebenen Kollegen alle zusammen nocheinmal zu sehen und viele von ihnen haben sich in den verbliebenen Tagen nochmals persönlich für die Geschenke der Tombola bedankt.

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Die Zählmethode

Schwangerschaftsverhütung, wie sie in einem katholischen Health Dispensary empfohlen wird...

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"Hypertonie - Woche"

Im Holy Family Hospital gibt es an drei von fünf Tagen in der Woche die Möglichkeit, an einer Fortbildung teilzunehmen, oder eine Fortbildung zu halten. Dienstags vor dem Pflegepersonal, Mittwochs vor allen MitarbeiterInnen des Krankenhauses oder Freitags vor den "Clinicians": PflegerInnen, Medical Officers, PharmazeutInnen und LabormitarbeiterInnen. Meistens werden medizinische Aspekte abgedeckt, aber es kam schon mal vor, daß einer der Wachmänner - der früher als Koch gearbeitet hatte - erklärte, wie man das beste "Spanish Omelett" (Omlette mit Paprika, Zwiebeln und Tomaten - äusserst lecker!) zubereitet.

Etwas für die Kittel- bzw. Uniformtasche :)

Etwas für die Kittel- bzw. Uniformtasche 🙂

Letzte Woche haben Jan und ich das Thema "Bluthochdruck" bearbeitet, was hier genauso wie in Deutschland sehr verbreitet ist. Jan hatte Mittwoch was zu "10 ways how to control high blood pressure without medication" erzählt. Das fand unter den MitarbeiterInnen hohen Anklang, weil anscheinend doch einige selbst davon betroffen sind. Ich habe am Freitag etwas zur Hypertonie in der Schwangerschaft und die dazugehörigen Risiken erzählt. Sonntagnachmittag ist doch der perfekte Zeitpunkt, ein bisschen "kreativ" zu sein...

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Rechnung bitte!

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Die (noch unvollständige) Rehnung einer Patientin nach spontaner Entbindung

Einmal zwei Beispiele von Krankenhausrechnungen von Patientinnen meiner Station. Falls die Patientin versichert ist, zahlt die Krankenversicherung eine Pauschale und die Patientin muss nichts bezahlen. Ist sie jedoch nicht krankenversichert - was die meisten sind - muss sie für die gesamte Rechnung aufkommen. Das sorgt manchmal für erhebliche finanzielle Schwierigkeiten innerhalb der Familie der Patientin.
Die (unvollständige) Rechnung einer Patientin, die eine Sectio hatte.

Die (unvollständige) Rechnung einer Patientin, die eine Sectio hatte.

Es kommt oft vor, daß wenn ich das Abschlussgespräch mit den zu entlassenden Frauen führe, die größte Sorge nicht dem Baby oder ihrer eigenen Gesundheit gilt, sondern der Bezahlung einer solchen Rechnung. Da werden dann mehrere Familienmitglieder verpflichtet Geld beizusteuern, indem z.B. eine Kuh verkauft werden muss. Aber in dieser Gegend ist es leider so, daß sich viele die 500 Schilling (der monatliche Beitrag der Krankenkasse für Geringverdiener) nicht leisten können. 100 Kenianische Schilling sind derzeit ca. 0,90 Euro.

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Krankenhausleben

20150902_145819Über den Sommer war es eher ruhig im Naninga Mission Hospital. Wir haben leider wenige Patienten. Ob das an der Trockenzeit liegt  oder daran, daß die öffentlichen Krankenhäuser ihre „kostenlosen“ Behandlungen ausbauen? Sehr zum Nachteil von unseren derzeitigen drei Famulanten, die dafür aber so Zeit haben Kenia kennen zu lernen 🙂 Der Kollege, der vom Government an unser Krankenhaus entsendet worden war, hat uns vor wenigen Wochen schon wieder verlassen. Er geht nun nach China, um dort seinen Facharzt zu machen. Eine Option, die unter den kenianischen KollegInnen anscheinend immer beliebter wird...

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Famulanten #3

Seit Mitte August sind Sarah (IPPNW) und Johanna und Bastian (Nangina e.V.) zu uns zum Famulieren gekommen. Wir haben kurzerhand eine interims Studenten-WG in einem der Nachbarhäuser gegründet. Obwohl es derzeit leider sehr ruhig ist im Krankenhaus, hat sich bisher noch keiner beschwert. Der Alltag im Out-Patient-Department und das aktuell ruhige Stationsleben eines ländlichen kenianischen Krankenhauses sind bisher interessant genug.

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Johanna, Sarah, Bastian und Frida

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7-kg Baby wurde 1 Jahr alt!

Letztes Wochenende waren wir zur Geburtstagsfeier von Robin eingeladen, was schon sehr besonders war. In unserer Gegend werden keine Kindergeburtstage gefeiert. Unser Kollege sagte dazu einmal, es fehle schlicht das Geld für Geschenke, deshalb lässt man ihn unter den Tisch fallen. Aber da Robin schon etwas Besonderes war, als er mit 7kg das Licht der Welt erblickte, wurde eben auch der 1. Geburtstag gefeiert. Robin wohnt mit seiner Mutter ein Stück entfernt von Kisumu auf dem Land. Dort arbeitet die Mutter für das kenianische Wasserwerk und gehört mit ihrer Ausbildung zur Mittelschicht. Robin lebt in einer Nachbarschaft mit vielen, vielen anderen Kindern. Es wurden Süßigkeiten, Papphüte und Plastikbecher verteilt - das wie in D :-). Es waren auch ArbeitskollegInnen von Robins Mutter eingeladen. Die Erwachsenen bekamen Hähnchen, Reis und Chapati. Sofort im Anschluß gabs „nyama choma“ - gegrillte Ziege mit Ugali. Dazwischen natürlich noch ein Geburtstagskuchen mit dicker Zuckergußkruste. Es war ein sehr schöner Nachmittag und mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch bei Robin zu Hause!20150214_175503

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Wunsch und Wirklichkeit...

Wenn man als Arzt nach Kenia geht, dann denkt man an Malaria, Schistosomiasis, Ankylostoma und vieles Andere, aber sicher nicht an Computer. Die Krankenhausleitung hat entschieden, das Krankenhaus auf ein computerbasiertes Verwaltungssystem umzustellen. Das bringt hier auf dem Land so einige Hürden mit sich.

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Auf Maternity

Der Strom - Computer brauchen nunmal Strom. Auch wenn das weit im Voraus besprochen war, erst eine Woche nachdem das Projekt "Computer" begonnen hatte, kam ein Techniker um den Generator wieder auf "stand-by" zu schalten. In der Theorie sollte der Generator immer dann angehen, wenn das öffentliche Netz ausfällt. Leider hatte vor drei Jahren die Krankenhausleitung entschieden, dass diese "stand-by" Schaltung zu teuer sei. Damals wurde der Generator so "umgestellt", dass er jetzt zunächst wieder repariert werden muß. Nach drei Wochen sind die Ersatzteile noch immer nicht eingetroffen. Dann haben viele unserer Krankenschwestern wortwörtlich zum ersten Mal in ihrem Leben eine Computermaus und Tastatur angefasst - aber das klappt erstaunlich gut. Sowieso zeigen sich die MitarbeiterInnen durchweg geduldig und motiviert, mit der neuen, digitalen Arbeitsweise zurecht zu kommen. In diesem ganzen Trubel ist dann auch noch vergessen worden, jemanden abzustellen, der die Software verwaltet und die auflaufenden Problemchen löst. Das ist jetzt in der vierten Woche meine Aufgabe. Fortschritt ist da, aber es bleibt leider noch viel zu tun, bis dass das Programm richtig läuft. Ich hoffe sehr, dass sich bis Ende des Monats jemand gefunden hat, der diese Aufgabe von mir übernimmt...

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Dienstältester Apotheker

Die erste Woche in Nangina ist 'rum und wir sind schon wieder mitten drin. Mit einem grundsätzlichen Problem des Krankenhauses wurden wir schon jetzt wieder konfrontiert: Die Mitarbeiter bleiben nicht lange. Die Apotheke ist normalerweise mit vier Apothekern besetzt, die sich die Tag- und Nachtschicht teilen. Kurz vor Weihnachten hat eine Apothekerin dann Nangina verlassen, um beim Militär anzufangen und schon fehlte eine Person. Von den drei verbliebenen, hat dann die Leiterin wie erwartet Ende Dezember ihr Kind bekommen. Über die Feiertage ist dann ein weiterer Apotheker einfach verschwunden und nicht zum Nachtdienst erschienen. Warum und wohin weiß man nicht. So bleiben nur eine Apothekerin, die vor sechs Monaten angefangen hat und eine weitere Apothekerin, die gerade ihre ersten Wochen hier arbeitet. Und so bin ich, obwohl auch erst ein Jahr in Nangina, derjenige mit der meisten Erfahrung was Lagerhaltung und Medikamentenbestellung angeht.

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Schuster, bleib' bei deinem Leisten

Daß es meist zu Nichts führt, wenn sich die oberen Herren der katholischen Kirche in Gebiete jenseits der Theologie einmischen, ist hinlänglich bekannt. Leider hat die kenianische katholische Bischofskonferenz offensichtlich keinen direkten Draht zu den Kölner Kollegen, da hätte man etwas lernen können - Chance vertan. Aber von Anfang an: Schon seit Beginn des Jahres wettert die katholische Bischofskonferenz Kenias gegen das Tetanus Impfprogramm, das vom kenianischen Gesundheitsministerium, der WHO und Unicef gemeinsam durchgeführt wird. Ich bin erst Anfang Oktober über die Geschichte gestolpert, als unsere Oberschwester von der Jahrestagung der katholischen Krankenhäuser zurückkam und in der wöchentlichen Krankenhausversammlung verkündete, dass von nun an die katholische Kirche das Impfprogramm gegen Tetanus nicht mehr unterstütze, weil die Impfung unfruchtbar mache (Die Presseerklärung der KCCB). Die von der KCCB (Kenyan Conference of Catholic Bishops) verbreitete Geschichte geht so: Der von Unicef eingesetzte Impfstoff stamme unter anderem aus Indien, dort sei der Impfstoff mit dem Hormon beta-HCG versetzt worden, das Frauen unfruchtbar mache. Deshalb würden auch nur Frauen zwischen 14 und 45 Jahren geimpft, die Tetanus-Impfung sei unfreiwillige Familienplanung. Bei den aktuellen Impfkampagnen geht es vor allem darum, den Neugeborenen Tetanus zu bekämpfen. Da auch in Kenia immer noch viele Hausgeburten vorkommen und die Versorgung der Nabelschnur der Kinder oft mangelhaft bis fahrlässig ist, gibt es immer noch viele tödlich verlaufende Fälle von Neugeborenen Tetanus. Wikipedia  zum Beispiel erklärt das kurz und knapp in wenigen Sätzen. Der zweite Teil verlangt dann schon ein wenig medizinisches Verständnis: Beta-HCG ist ein Hormon, das schon früh in der Schwangerschaft produziert wird, um die Schwangerschaft zu erhalten. Es ist auch das Hormon, das mit handelsüblichen Schwangerschaftstests nachgewiesen wird. (Daneben wird es auch bei nicht-schwangeren Frauen und auch Männern in geringer Dosis produziert, aber das nur der Vollständigkeit halber). Insbesondere indische Forscher haben sich in der Vergangenheit tatsächlich damit befasst, aus HCG einen "Verhütungs-Impfstoff" zu entwickeln. (Für die wirklich Intreressierten eine Zusammenfassung). Grundsätzlich ist es möglich eine Frau mit HCG zu impfen, so dass der Körper dann das "eigene" HCG mittels des Immunsystems bekämpft und eine Schwangerschaft verhindert. Dabei gibt es allerdings zahlreiche medizinisch-technische Hindernisse, was bisher verhindert hat, dass es einen solchen Impfstoff ausserhalb von kleineren Versuchsreihen gibt. Der Einfachheit halber haben die Forscher für ihre Versuche Anfang der 90er den neu entwickelten HCG Impfstoff an schon bestehenden Tetanusimpfstoff chemisch angekoppelt. Ein Impfstoff ist zwar theoretisch eine einfache Sache, aber im Detail eben doch sehr kompliziert - deshalb wird gerne auf schon bestehende Impfstoffe als "Träger" zurückgegriffen. Daher also der Zusammenhang von Tetanus und Verhütungs-Impfung. Vor 20 Jahren gab es das gleiche Gerücht wie jetzt in Kenia auch schon in Mexiko, Nicaragua, den Philippinen und Tansania und schon damals war an der Geschiche nichts dran. Die WHO hat damals sogar einen Artikel zu dem Thema veröffentlicht. Chemisch ist es wohl so, dass einige der Substanzen in normalem Tetanus Impfstoff dazu führen können, dass ein Standard-HCG Test positiv ausfällt - aber eben falsch positiv. Dennoch vertreten die katholischen Bischöfe seit Anfang des Jahres ihre krude These. Auch, dass ihr medizinischer "Sachverständiger" schon arg unter Beschuss der kenianischen Ärztekammer geraten ist und seine bisherigen Aussagen relativiert hat, hat nicht zur Einsicht geführt. Bleibt als Hoffnungsschimmer nur, dass laut einer aktuellen Umfrage auch in Kenia die katholische Kirche immer weniger Einfluss auf das Leben der Menschen hat - die Impfbeteiligung hat bisher wohl nicht gelitten. Vielleicht bringt ja das nächste Pfingstfest die erhoffte Einsicht auch nach Kenia...      

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